Einzigartige Zusammenarbeit zwischen Behörden und zivilen Organisationen

24. August 2022

Die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) arbeitet seit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und der damit verbundenen Fluchtbewegung auch in die Schweiz eng mit den nationalen und kantonalen Behörden zusammen. Im Mittelpunkt steht dabei die private Unterbringung der zahlreichen ukrainischen Kriegsgeflüchteten. Das Bundesmandat für die Koordination der direkten Platzierung von ukrainischen Geflüchteten in Gastfamilien weist der SFH dabei eine zentrale Rolle zu. Für Direktorin Miriam Behrens fällt die Bilanz über den Umgang der Schweiz mit den Geflüchteten aus der Ukraine und über das Gastfamilien-Angebot nach den ersten Monaten positiv aus.

Interview: Barbara Graf Mousa, Redaktorin SFH

Miriam Behrens, wie geht die Schweiz grundsätzlich mit den Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine um? 

Der Krieg hat die grösste Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Der Bund aktivierte zum ersten Mal den Schutzstatus S mit einem Online-Anmeldeverfahren. Zudem wurde der Grossteil der Geflüchteten privat untergebracht – im Juli wurden knapp 60 Prozent der Geflüchteten von Gastfamilien beherbergt. Die Behörden waren daher gleich zu Beginn der Krise mit der neuen Anspruchsgruppe Gastfamilien und diversen neuen Prozessen konfrontiert, für die es noch keine regulären Abläufe gab. Ich finde, die Schweiz hat diese Herausforderung bisher grossartig gemeistert, sie hat das wichtigste Ziel, dass jede Person umgehend ein Dach über dem Kopf hat, mit vereinten Kräften und dank der fantastischen Solidarität in der Bevölkerung erreicht. Bei der weiteren Versorgung hat es zu Beginn etwas geholpert, aber dank guter Zusammenarbeit konnten Engpässe zügig beseitigt werden. Auch hier: Sämtliche Lücken wurden umgehend durch freiwillige Angebote gefüllt. Ohne die grosszügige Hilfe der Bevölkerung wäre die Bilanz deutlich schlechter.

Wie sieht die Bilanz für das Gastfamilien-Angebot aus?

Die SFH hat das Bundesmandat zur Platzierung Geflüchteter aus der Ukraine in Gastfamilien erhalten, weil sie über die notwendige Erfahrung und Expertise verfügt aus dem entsprechenden Projekt während des Syrienkriegs 2015 bis 2018. Der Projektstart war dennoch eine Herausforderung. Wegen der grossen Anzahl Geflüchteter konnten wir zu Beginn die eigenen Prozesse nicht einhalten, beispielsweise die Gastfamilien vor den Platzierungen zu besuchen. Mittlerweile erfolgen diese Vorabklärungen aber in den meisten Kantonen. Auch die Weiterbegleitung der Gastfamilien nach der Platzierung funktionierte am Anfang nur ungenügend. Wir haben eine Hotline eingerichtet und Infomails versendet. Es braucht aber mehr. Inzwischen ist es uns gelungen, mit der Mehrheit der Kantone massgefertigte Lösungen zu finden. Das ist ein grosser Erfolg für die private Unterbringung im Asylwesen, der uns extrem freut!

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