Ich stelle fest, dass du in diesen zwei Jahren enorme Fortschritte gemacht hast mit dem Französischen. Inwiefern hat es deine Integration erleichtert, dass du mit Cécile zusammen gewohnt hast?
Neben der tĂ€glichen Praxis in der französischen Sprache, hat CĂ©cile mich auch bei der Arbeitsintegration unterstĂŒtzt. Nachdem ich die Ăbergangsschule im August 2017 begonnen habe, fand ich eine Lehre als kaufmĂ€nnische Angestellte beim Etablissement vaudois dâaccueil des migrants (EVAM). CĂ©cile hat mich zum Beispiel auf die Bewerbungsinterviews vorbereitet. Das hat mir geholfen, diese Lehrstelle zu finden.
Nach ihrer Pensionierung verliess CĂ©cile die Schweiz, um sich mit ihrem Lebenspartner in Frankreich niederzulassen. Du musstest also eine neue Wohnung finden und deine Recherchen haben im letzten Juni gefruchtet. Was war ausschlaggebend fĂŒr diesen Erfolg?
Ich habe im MĂ€rz 2018 angefangen, in Randregionen nach einem Appartement zu suchen, um meine Chancen zu erhöhen. Aigle, Bex, Montreux, LausanneâŠich habe ĂŒberall zahlreiche Dossiers deponiert, aber das hat nicht zum Erfolg gefĂŒhrt. Schliesslich besuchte ich zusammen mit CĂ©cile ein Studio in Lausanne. Wir konnten mit dem verantwortlichen Hauswart sprechen, der mein Dossier dem HauseigentĂŒmer ĂŒberreichte. Das GesprĂ€ch mit dem HauseigentĂŒmer verlief gut. Ich erzĂ€hlte ihm meinen Lebenslauf und ĂŒber das Zusammenwohnen mit CĂ©cile. Es war ein grosser Vorteil, dass CĂ©cile dabei war. Sie konnte alles bezeugen, konnte fĂŒr mich garantieren und mich empfehlen als eine Art Vertrauensperson.
WĂ€hrend zwei Jahren und einiger Monate hattest du den Status N als Asylsuchende und musstest auf den Asylentscheid der Behörden warten. Am 26 MĂ€rz 2018 bist du als FlĂŒchtling anerkannt worden und hast die Aufenthaltsbewilligung B erhalten. Was bedeutet das fĂŒr dich?
Das hat mir auf jeden Fall die Sicherheit gegeben, dass ich in der Schweiz eine Zukunft habe. Zuvor konnte ich nichts in die Zukunft planen. Ich ignorierte einfach, ob ich in der Schweiz bleiben kann oder nicht, aber es hatte Angst und Sorgen. Die B-Bewilligung öffnet mir viele TĂŒren; ich habe zum Beispiel diese Wohnung gefunden, weil ich jetzt in den Augen der Liegenschaftsverwaltungen solvent bin. Seit ich die B-Bewilligung habe, muss ich in meinem Integrationsprozess solche HĂŒrden nicht mehr ĂŒberwinden.
Was wĂŒrdest du Interessierten, die sich fĂŒr das Gastfamilieprojekt engagieren möchten, raten?
Den Gastfamilien wĂŒrde ich sagen, dass der Anfang des Zusammenlebens immer schwierig ist: wir leben in unserer Verschiedenheit unter einem Dach. Deshalb mĂŒssen alle Beteiligten lernen, sich selber kennenlernen, geduldig zu sein, keine Erwartungen zu haben und einander nichts aufzuzwingen. Den GĂ€sten rate ich, dass sie davon nur profitieren können und schöne Erfahrungen machen werden. Sie sollten an den vorgeschlagenen AktivitĂ€ten der Gastfamilien teilnehmen ohne sich dazu verpflichtet zu fĂŒhlen.
Von Karin Mathys, Redaktorin SFH (ĂŒbersetzt aus dem Französischen)