Mit gemeinsamer Recherche für die Menschenrechte kämpfen

02. August 2023

Lighthouse Reports gehört zu den Pionieren des kollaborativen Journalismus. Dabei recherchieren zahlreiche Journalistinnen und Journalisten sowie Redaktionen gemeinsam zu einem Thema und tragen ihre Daten zusammen. Im Kollektiv können die beteiligten Medien ihre umfangreichen Recherchen, die so mit präzisem Datenmaterial und Statistiken untermauert sind, zu einer kompakten Publikation zusammenfügen. Lighthouse Reports arbeitet mit international führenden Medien zusammen, um fundierte Recherchen von öffentlichem Interesse zu veröffentlichen. Die Ergebnisse erscheinen gedruckt und online in unterschiedlichen Medienformaten wie Fernsehen, Dokumentarfilme, Radio, Podcasts, Tageszeitungen und Fachmagazinen.

Klaas van Dijken ist Mitbegründer und Direktor von Lighthouse Reports. Als investigativer Journalist und Redaktor konzentriert sich seine Arbeit auf Menschenrechtsverletzungen an den Grenzen Europas. Die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) hat mit ihm über die aktuellen Recherchen zu Kroatien gesprochen.

Was macht Lighthouse Reports genau im Bereich der Asyl- und Migrationsthematik?

Unsere Hauptinteressen sind die Themenbereiche Migration, Klima, Konflikte und Korruption. Wir bauen Newsrooms zu bestimmten Themen auf und stellen Redakteuren, Tools und Ressourcen für die Arbeit von Journalistinnen zur Verfügung, deren Ergebnisse die Öffentlichkeit auf bestehenden Plattformen erreichen. Das jüngste Beispiel dazu ist die Recherche über das Bootsunglück vom 26. Februar 2023 in der Nähe der Küste von Cutro, Italien, das 93 Menschenleben kostete. Unserer Recherche nach haben die italienische Küstenwache und Frontex dieses Boot schon zuvor gesichtet und nichts unternommen.

Warum beschäftigt sich das Investigativ-Team von Lighthouse Report mit Kroatiens Asylpolitik?

Kroatien ist nur ein Beispiel – aber ein gutes – dafür, dass Menschenrechtsverletzungen gegen Schutzsuchende in EU-Ländern zunehmend toleriert werden. Die Push-Backs in Kroatien sind Ausdruck der inoffiziellen Asylpolitik der EU. Die Verantwortlichen wollen diese Push-Backs; aber sie wollen nicht genau wissen, was vor Ort wirklich geschieht. Ich möchte betonen, dass diese Verstösse aus meiner Sicht beabsichtigt und politisch gewollt sind.

Was sind die grössten Herausforderungen bei der Dokumentation von Push-Backs an der Grenze?

Es wird immer schwieriger, überhaupt in die Gebiete innerhalb der EU zu gelangen, wo Push-Backs stattfinden. Die Regierungen versuchen, Medienschaffenden die Einreise unmöglich zu machen. Oft finden wir den Weg für unsere Recherchen vor Ort durch Nicht-EU-Länder. Im Fall von Kroatien reisen wir beispielsweise über Serbien, Bosnien und Herzegowina sowie Montenegro an.

Werden vor dem Entscheid, zu einem Thema zu recherchieren, die möglichen politischen Auswirkungen diskutiert?

Wir diskutieren dies nicht im Vorfeld, denn unser Ziel ist es in erster Linie, Menschenrechtsverletzungen gut dokumentiert öffentlich zu machen. Danach ist es die Aufgabe von Journalistinnen, NGOs oder Menschenrechtsexperten, unsere Recherchen zum Beispiel mit einer politischen Forderung zu verbinden.

Einzelne Aussagen dieses Interviews wurden im Magazin der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH) «Fluchtpunkt / Planète Exil», Ausgabe 2/2023 verwendet.

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